Donnerstag, 15. September 2011

Von Jutebeuteln auf Rapkonzerten...


Um es mal vorweg zu nehmen: ich habe nichts gegen  Jutebeutel, Jutebeutelträger und gegen Rapkonzerte sowieso nicht.

Heute soll es vor allem um ein Phänomen gehen, das so im letzten Jahr besonders aufgetreten ist. Die Situation sah folgendermaßen aus: Hip Hop war langweilig (Nicht tot, auch, wenn ein gewisser Nas anderes behauptet). Wenn es soetwas wie eine Szene gab, war sie aufgeteilt in mehrere Lager. Den Großteil machten natürlich irgendwelche bauchtaschentragenden Flachpfeifen mit gefälschten Ketten aus. In deren Augen gab es nur noch eine andere Gruppe, die höchstens gut genug war, um abgezogen zu werden – die Studentenrapper. Mal ganz davon abgesehen, dass mit der Rückkehr von Intelligenz und Anspruch  ein gewaltiger Schritt in Richtung Ursprung der Hip Hop- Kultur getan wurde, wurde in dieser Richtung unfassbar viel Scheiße produziert. Nicht jeder, der mit der damaligen Entwicklung unzufrieden war, konnte sich damit den Rückhalt von Rapdeutschland sichern. Im November letzten Jahres schien es mir dann, dass diese Kultur  sich langsam wieder in Richtung „annehmbar“ bewegen würde. Gut, das, was der Rest dieses Landes von Hip Hop mitbekam, waren zwar immer noch schlecht rasierte, aber breit gebaute Möchtegern-2Pacs, doch mit entsprechendem Suchaufwand, gab es immer 3,4 Artists, denen man gern zugehört hat.

Mit Ausnahme der paar Forentrolls, die es immer geben wird, war man sich aber im Großen und Ganzen einig, dass Rap nicht scheiße war. Anfang dieses Jahres setzte dann aber irgendwie ein Trend ein, seine Alben quasi als Gegenbewegung zur Gegenbewegung zu veröffentlicht und durch ein besonders betontes, „indie“ Verhalten in anderen Hörerkreisen zu fischen. Bisher war das nie in irgendeiner Weise problematisch, da ja prinzipiell die Meinung vorherrschte, dass man nicht zur Hip Hop- Szene gehören würde und sich absichtlich davon distanzierte. Natürlich sorgte das bei manchen für seltsame Blicke, es war die Rede von „Schwuchteln“ oder „Emos“, aber man konnte sich immerhin aus dem Weg gehen. Aber mit der Veröffentlichung besagter Alben von Artists X und Y schwappte das plötzlich so ein bisschen ineinander. Plötzlich konnte man auch irgendwelche Extensions, Sterntattoo und eben Jutebeutel tragenden Individuen herumgeistern sehen. Prinzipiell ist das auch nichts Schlimmes – im Gegenteil, ich finde es immer gut, wenn sich Menschen für Hip Hop begeistern können. Aber bitte, bitte, bitte liebe Indiekids – dann richtig! Ich könnte jedes Mal kotzen, wenn ich irgendwo höre oder lese „Normalerweise höre ich ja garkeinen Rap, aber… Artist X ist ja sooo toll, der macht noch richtig anspruchsvolle Texte!“. Nun, man kann halt schlecht über die Qualität anderer Künstler urteilen, wenn man den Kopf so sehr in irgendwelchen Körperregionen hat, so wie ihr. Bitte, geht auf die Konzerte, wenn es sein muss, pumpt eure Last.fm- Profile mit tausenden Plays auf, aber erklärt mir nicht meine Musik.

HIP HOP LIEBT EUCH NICHT!

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